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Wenn der Alltag zu viel ist

Der Wecker schrillt uns aus dem Traum und nach einer Sekunde wird dir bewusst, dass ein neuer Tag angefangen hat. Missmutig rümpfst du die Nase und verkriechst dich noch für ein paar Sekunden in die wohlige Wärme deines Bettes. Deine Gedanken machen sich selbstständig und vor deinem inneren Auge wird schon die To-Do-Liste des Tage gebetsmühlenartig rezitiert: erst das, dann das, dann das, ach, das darf ich nicht vergessen. Ach, ja. Muss ja. Und dann reckst du den einen Fuß unter der Bettdecke hervor und quälst dich aus der sorglosen Beschützheit des Bettes heraus.

Ab der Fußmatte herrscht dann die Uhr über deinen Tag und das Wettrennen, ob du heute endlich alle deine Aufgaben schaffst, beginnt von vorne.

Genau zwischen Aufstehen und Tagesbeginn gibt es einen Raum, vielleicht winzig klein. Da können wir rein, da können wir eingreifen und gestalten. Ein Zeitfenster, in dem wir achtsam sein können.

Pilz im Gras

Lektionen aus dem Wald, die wir in diesen kleinen Raum mitnehmen können

1.Langsamkeit: Die Natur eilt nicht und doch geschieht alles.

Die Bäume wachsen, in ihrem Tempo. Sie beeilen sich nicht, weil jemand ihnen sagt, dass es schneller gehen muss oder weil auf der To-Do-Liste noch Photosynthese und Nährstoffaufnahme aus dem Boden steht. Es geschieht einfach.

Was passiert eigentlich WIRKLICH, wenn wir langsam sind?

Die Langsamkeit beschert den Bäumen und auch den andern Pflanzen eine gute Verwurzelung und Standfestigkeit. Was macht Schnelligkeit mit uns? Wir sind gestresst, unser Nervensystem ist überlastet, wir kommen nicht mehr hinterher uns zu regulieren, weil wir uns keine Zeit für Ruhe nehmen.

Der Schlüssel liegt darin, achtsame Momente in den Alltag zu integrieren und unser Tempo im Allgemeinen zu drosseln.

Hierfür ist der Moment zwischen Aufwachen und Aufstehen gut geeignet. Da kannst du einen Impuls für den Tag setzten, bewusst ein- und ausatmen und Ruhe spüren, bevor du deinen Fuß auf den Boden setzt und der Tag seinen Lauf nimmt.

 

2. Wahrnehmung: Bewusstes Beobachten im Wald schärft unsere Sinne

Achtsamkeit in einen stressigen Alltag zu integrieren ist gar nicht so leicht. Ein Ortswechsel kann da hilfreich sein. Im Wald können wir zuerst wieder lernen mit allen Sinnen zu sehen, zu hören und zu fühlen und es dann in den Alltag integrieren.

 

3. Annehmen: Veränderung gehört dazu; nichts bleibt ewig gleich.

Veränderung ist etwas, das vielen Menschen schwer fällt. Wir lieben Routinen und Gleichförmigkeit. Allerdings haben wir schon vielfältige Erfahrungen gesammelt und wissen, dass Veränderungen geschehen und wir uns dem hingeben können oder in den Widerstand gehen. Nicht alle Veränderungen sind passiv, einige stoßen wir selbst an. Aber deshalb fallen sie uns noch nicht leicht.

Im Frühling und im Herbst können wir die größten Veränderungen in der Natur erleben. Die Blätter verfärben sich zuerst bevor sie schließlich vom Baum fallen, damit dieser in die Winterruhe gehen kann. Das können wir uns von den Bäumen abschauen, auch wir haben Dinge, die wir loslassen können und dürfen. Wir ruhen uns aus und sammeln neue Kraft, um dann mit frischer Energie im Frühling wieder auszutreiben. Wir machen Erfahrungen und passen unser Leben an, Veränderung ist ein Teil davon.

Rote Beeren

Praktische Übungen, inspiriert vom Walderlebnis

  1. Mikro-Pause mit Sinn: Atme eine Minute ganz bewusst und nimm wahr, was gerade ist.
  2. Waldmoment in der Stadt: Suche dir einen Baum, eine Pflanze oder einen Sonnenstrahl als Anker für Präsenz.
  3. Abendritual des Loslassens: Lass deinen Tag gehen – wie das Fallen der Blätter.

Achtsamkeit ist kein weiteres To-Do auf deiner eh schon langen Liste, sondern ein Sein-Zustand, den man üben darf. Bewusste Momente schaffen ist nicht leicht in unserer Welt voller Ablenkung.

Zurück zu dir selbst finden

Achtsam sein hilft dir, deinen Alltag zu entschleunigen. Bewusste Momente im Alltag schulen deine Wahrnehmung. Bist du bei dir selbst? Spürst du eine Verbindung zu dir?

Ich möchte dich einladen, dir wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, langsame Momente in deinen Tag einzubinden und vielleicht beim nächsten Aufwachen am Morgen diese kleine Lücke wahrnehmen und dann erst den Fuß aus der Bettdecke herausstrecken.