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Wie ich mein Leben vereinfache

Seit einigen Jahren schon miste ich aus, meine Wohnung, meine Zettelwirtschaft, soziale Beziehungen, aus denen ich rausgewachsen bin. Mit bringt das Klarheit. Ich nehme gerne die Dinge noch einmal in die Hand und beschäftige mich damit, oft frage ich mich, ob es jetzt noch zu mir passt und auch, ob es mir Freude bereitet.

Ich selbst würde mich nicht als Minimalistin bezeichnen, aber eine Freundin meinte neulich, dass es bei mir sehr frugal aussehe. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen und aber auch nicht. Ich mag dieses Label nicht unbedingt, da ich mir durchaus vorstellen kann, mich an einem andern Punkt in meinem auch wieder mit mehr Sachen zu umgeben. Aktuell mag ich aber die Konzentration auf das Wesentliche.

Der Zusammenhang mit einem einfachen Leben

Was hat das mit einem langsamen Leben zu tun? Das versuche ich herauszufinden. Seit ca. 7 Jahren trenne ich mich von Dingen, die doppelt sind, ausgedient haben oder überflüssig sind. Viele dieser Gegenstände spiegeln mein Gefühlsleben wider, schneller Konsum, schnelles gutes Glückgefühl. Das wiederum ist für mich ein Symptom der Hussle-Gesellschaft: Arbeite, um zu konsumieren. Denk nicht nach, konsumiere jetzt, schnelles gutes Glückgefühl.

Was aber bleibt, wenn ich das Schnelle aussortiere? Wenn ich die Ablenkungen aus meinem Leben streiche? Dann bleibt das, was mir wirklich wichtig ist. Die Menschen, die mein Leben bereichern und Zeit.

Wofür möchte ich Zeit haben?

Wofür möchte ich Zeit? Ich möchte Zeit, um in Ruhe über Entscheidungen nachzudenken. Ich möchte Zeit, um für mich zu sein. Ich bin introvertiert und mich stresst es, im Alltag unter Menschen zu sein. Ich möchte Zeit, um zu backen und ich möchte Zeit für Sport. Ich möchte Zeit mit meiner Tochter verbringen, mit ihr zusammen essen, Essen, das wir gemeinsam gekocht haben, Serien schauen und gemeinsame Unternehmungen machen. Ich möchte lesen und wandern. Das geht aber alles (für mich) nicht, wenn ich ständig in diesem Hamsterrad laufe.

Dabei denke ich, dass jeder sein eigenes Hamsterrad hat. So verschieden wie wir sind, sind auch unsere Wahrnehmungen. Das, was wir selbst als stressig und zu viel wahrnehmen, kann sich für dich ganz anders anfühlen.

Mein Hamsterrad sind Ablenkungen. Klar, habe auch ich Arbeit, Pflichten, Haushalt usw., aber das, was mich in Zeitnöte und Unruhe bringt sind Ablenkungen. Meistens ist das natürlich Social Media, das einem unaufhörlich eintrichtert, was man alles für sein Glück braucht. Da werden Sehnsüchte geweckt, in andere Welten gezogen und schon ist man im Vergleich und fragt sich, was ich denn noch tun könnte, um Dies oder Jenes zu erreichen oder zu bekommen. Ablenkung. Schnelles gutes Glücksgefühl! Dieses berieseln lassen von vermeintlich perfekten Leben, das ständige wecken von Sehnsüchten hält mich in der Zukunft. Und schon bin ich gestresst. Meine Mein Präsenz in der Gegenwart kann ich so vergessen. Dabei ist doch das Jetzt der Moment, in dem wir leben.

Social Media muss also weg

Aber wie geht das? Ich möchte mich nicht mehr länger ablenken lassen. Das Anschauen von Bildern und Videos bringt mir keinen Fokus auf das Wesentliche, keine Verlangsamung.

Mit einer einfachen Willenserklärung ist es allerdings auch nicht getan. Es ist ein Prozess.  Sich dem Langsamen hinzugeben, sich seiner eigenen Muster bewusst zu werden kostet Mühen und ist mitunter auch schmerzhaft, denn Social Media hat ja auch eine positive Komponente: Das ewige Scrollen kann mir ja auch ein gutes Gefühl geben, z.B. durch Entertainment. Aber in den meisten Fällen hinterlässt es ein schales Gefühl, wieder 3 Stunden mit Instagram verbracht zu haben. Schade um die Zeit, aber hey, schnelles gutes Glückgefühl.

Mein Weg zur Vereinfachung

  1. Ich habe Apps gelöscht, um mir so den Zugang zu Social Media zu erschweren.
  2. Ich habe für mich deklariert, dass es eine Sucht ist und ich social Media für mich auch so behandele (inklusive Rückschläge)
  3. Mir überlegt, was ich dann in dieser Zeit machen kann

Ich weiß, es ist ein langwieriger Prozess, der sich auf das Bilden von Gewohnheiten stützt. Das dauert. Rückschläge werden passieren und hier ist es entscheidend, wie wir damit umgehen.

Wie ist es bei dir? Wie ist dein Verhältnis zu Instagram und TikTok?